Rhetorische Mittel – Liste mit Beispielen und Erklärungen

Rhetorische Mittel (abgeleitet vom Wort ‚Rhetorik‘ = ‚Redekunst‘) sind Stilmittel, die in erster Linie eingesetzt werden, um die gesprochene Sprache ansprechend zu gestalten.

Das heißt, mit ihnen wirken mündliche Aussagen

  • überzeugender,
  • interessanter oder
  • emotionaler.

Rhetorische Mittel findest du in allen Textsorten, die für einen mündlichen Vortrag gedacht sind, z. B. in politischen Reden, Referaten, Präsentationen, Kolloquien (wissenschaftlichen Fachgesprächen) und Liedern.

Beachte
Rhetorische Mittel sind eine Unterkategorie der Stilmittel, die allgemein Ausdrucksmittel zur Gestaltung der Sprache umfassen. Rhetorische Mittel beziehen sich aber überwiegend auf die gesprochene Sprache.

Von ihnen sind daher auch sprachliche Mittel abzugrenzen, die sich vor allem auf die geschriebene Sprache beziehen, z. B. auf Gedichte zum Lesen.

Sowohl rhetorische als auch sprachliche Mittel sind somit Unterkategorien von Stilmitteln.

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Rhetorische Mittel: Beispiele zum besseren Verständnis

Nachfolgend findest du eine Tabelle mit den wichtigsten rhetorischen Mitteln.

Du kannst sie dir auch ganz einfach als PDF-Datei herunterladen und jederzeit auf dem Weg zur Uni oder zur Schule anschauen!

Rhetorische Mittel PDF

Die wichtigsten rhetorischen Mittel: Tabelle zur Übersicht
Rhetorisches Mittel Beispiel Erklärung
Akkumulation Meine ganze Familie, also meine Eltern, Großeltern, Geschwister, Tanten, Onkel sowie Cousins und Cousinen kommen zu meinem Geburtstag. Mehrere Unterbegriffe (= ‚Eltern‘, ‚Großeltern‘ usw.) eines Oberbegriffs (= ‚Familie‘) werden aufgezählt. Der Oberbegriff kann, muss aber nicht genannt werden.
Alliteration Dankbarkeit und Demut Zwei oder mehrere Wörter haben den gleichen Anlaut. Sie können direkt aufeinanderfolgen oder durch ein Bindewort wie ‚und‘ getrennt sein.
Anakoluth Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München mit zehn Minuten, ohne dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen […]“

– Edmund Stoiber

Ein Satz wird grammatikalisch nicht richtig fortgesetzt, da er z. B. durch einen neuen Gedanken unterbrochen wird.
Anapher Diese Freiheit brach nicht einfach über uns herein, diese Freiheit wurde errungen.“

– Angela Merkel

Wörter werden am Anfang eines Satzes, eines Satzteils, eines Verses etc. wiederholt. Die Anapher ist das Gegenteil der Epipher.
Antithese Wir sind klug, aber ihr seid dumm. Zwei Begriffe haben eine entgegengesetzte Bedeutung.
Antiklimax Die Information gelangt vom CEO zum Management und dann zu den Mitarbeitenden. Wörter sind in absteigender Reihenfolge angeordnet, hier z. B. von der höchsten zur niedrigsten Unternehmensposition. Die Antiklimax ist das Gegenteil der Klimax.
Apostrophe Alter Freund! Immer getreuer Schlaf!

– „Egmont“ von Johann Wolfgang von Goethe

Es wird eine Person oder Sache angesprochen, die imaginär oder abwesend ist. Der/Die Sprecher/-in wendet sich dabei meist vom Publikum ab.
Correctio Deine Präsentation war gut, ziemlich großartig sogar! Eine Aussage wird korrigiert, indem sie verstärkt oder abgeschwächt wird. In diesem Beispiel wird sie verstärkt.
Emphase Wir sind doch alle nur Menschen. (Bedeutung: Wir sind doch alle nur Menschen und daher nicht fehlerfrei.) Ein Begriff oder eine Sache wird betont, indem z. B. die Stimme beim Sprechen gehoben wird.
Epipher „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst.“

– Angela Merkel

Wörter werden am Ende eines Satzes, eines Satzteils, eines Verses etc. wiederholt. Die Epipher ist das Gegenteil der Anapher.
Euphemismus verhaltensauffällig (statt: verhaltensgestört) Ein Begriff oder eine Aussage wird beschönigt, verharmlost oder heruntergespielt, um seine tatsächliche (negative) Bedeutung zu verdecken.
Exclamatio O weh, o weh! Eine Person äußert sich laut, um starke Gefühle wie Freude oder Wut auszudrücken.
Hyperbel Ich fühle mich, als wäre ich von einem Panzer überrollt worden. Ein Wort, ein Sachverhalt oder eine Empfindung wird übertrieben dargestellt. Die Aussage kann dadurch ironisch oder komisch wirken.
Ironie Wow, wir haben viel Zeit in die Weihnachtsvorbereitung gesteckt! – Ja, vor allem du. (statt z. B.: Du hast doch gar nichts gemacht.) Es wird das Gegenteil einer Aussage geäußert (z. B. um eine Person zu necken), was vom Gegenüber erkannt werden muss. Als Hinweise können bestimmte Handbewegungen oder Gesichtsausdrücke dienen.
Klimax Die Information gelangt von den Mitarbeitenden zum Management und dann zum CEO. Wörter sind in steigender Reihenfolge angeordnet, hier z. B. von der niedrigsten zur höchsten Unternehmensposition. Die Klimax ist das Gegenteil der Antiklimax.
Metapher Ich mache mich dann mal vom Acker. (Bedeutung: weggehen, verschwinden) Die Bedeutung eines Wortes wird auf ein anderes Wort übertragen. Letzteres erhält dadurch eine neue Bedeutung.
Metonymie Iss deinen Teller auf! (statt: Iss dein Essen auf!) Ein Begriff ist nicht wörtlich, sondern im übertragenen Sinn gemeint. Er wird hierfür durch einen anderen Begriff ersetzt, mit dem er inhaltlich zusammenhängt.
Neologismus Ihr ist wirklich langweilig, jeden Tag tweetet sie mindestens fünfmal. Es wird ein neu geschaffenes Wort verwendet, das allmählich in den allgemeinen Sprachgebrauch übergeht.
Personifikation Der Wind flüstert. Abstrakte Dinge, Objekte oder Tiere werden vermenschlicht, d. h., ihnen werden menschliche Eigenschaften wie Flüstern zugeschrieben.
Pleonasmus Weibliche Ärztin Es werden zwei Wörter zusammen verwendet, wovon eines überflüssig ist. Denn die Bedeutung geht bereits aus dem anderen Wort hervor. Eine Ärztin ist z. B. immer weiblich.
Rhetorische Frage Willst du mich veräppeln? (statt: Du willst mich wohl veräppeln!) Es wird nur scheinbar eine Frage gestellt, da keine wirkliche Antwort erwartet wird. Das Gemeinte wird dadurch verstärkt.
Sarkasmus Gab es die Hose nicht mehr in deiner Größe? Eine Sache wird verspottet oder eine Person lächerlich gemacht, indem sie persönlich angegriffen wird.
Tautologie Das wird nie und nimmer klappen. Es werden zwei Wörter verwendet, die derselben Wortart angehören (hier zwei Adverbien) und dasselbe bedeuten.

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Rhetorische Mittel: Wirkung einfach erklärt

Die Wirkung der verschiedenen rhetorischen Mittel kann sich jeweils unterscheiden – je nachdem, was der/die Sprecher/-in mit ihnen erreichen möchte.

Du kannst dir aber generell merken, dass es beim Einsatz rhetorischer Mittel um das Überzeugen der Zuhörenden geht. Sie werden also bewusst verwendet.

Die einzelnen Wirkungsweisen können z. B. sein:

  • den Inhalt interessanter und lebendiger gestalten
  • die Aufmerksamkeit der Zuhörenden gewinnen
  • Aussagen anschaulicher und aussagekräftiger vermitteln
  • Emotionen transportieren oder auslösen
  • zum Nachdenken anregen

Verwendung in Reden, Referaten und Vorträgen

Rhetorische Mittel solltest du nur verwenden, wenn du einen mündlichen Vortrag im privaten, journalistischen, politischen oder Marketingbereich hältst.

Denn sie dienen dazu, die Zuhörenden in erster Linie durch die sprachliche Gestaltung des Inhalts zu überzeugen und anzusprechen.

Du solltest aber besser keine rhetorischen Mittel im wissenschaftlichen Bereich benutzen, etwa in einem Kolloquium (wissenschaftliches Fachgespräch), einer Präsentation oder einem Referat als Teil einer Seminarleistung.

Denn in diesem Bereich musst du mit Fakten und nachvollziehbaren Argumenten überzeugen, um Wissen richtig zu vermitteln.

Die nachstehenden rhetorischen Mittel solltest du z. B. vermeiden.

Beispiel: Hyperbel
Diese Methode ist total nützlich, weswegen sie unbedingt für das Forschungsvorhaben verwendet werden sollte.

Diese Methode hat sich als nützlich erwiesen, weswegen sie für das Forschungsvorhaben verwendet werden kann.

Stelle sicher, dass du keine Wörter wie ‚total‘ und ‚unbedingt‘ verwendest, die verstärkend wirken. Du solltest mit schlüssigen Argumenten und nicht mit solchen Wörtern überzeugen.

Beispiel: Ironie
Die Entwicklung war ja mal gar nicht abzusehen.

Die Entwicklung war abzusehen.

Auch auf Ironie solltest du in mündlichen Vorträgen verzichten, weil sie ein Ausdruck von Spott oder Humor ist. Im wissenschaftlichen Bereich ist es aber wichtig, neutral zu sein.

Beispiel: Metapher
Das neue Produkt war ein Dauerbrenner.

Das neue Produkt hatte einen lang anhaltenden Erfolg.

Benutze in einer Präsentation oder einem Referat keine Metaphern, damit die Zuhörenden die neue Bedeutung eines Wortes nicht erst selbst erkennen müssen. Es ist besser, wenn du deine Informationen klar und direkt wiedergibst.

Beispiel: Neologismus
Die Untersuchung hat ergeben, dass die 15- bis 18-Jährigen im Schnitt zweimal pro Tag einen Beitrag auf Facebook posten.

Die Untersuchung hat ergeben, dass die 15- bis 18-Jährigen im Schnitt zweimal pro Tag einen Beitrag auf Facebook veröffentlichen.

Neologismen bzw. neue Wortschöpfungen solltest du nur verwenden, wenn sie fachspezifisch sind. Wähle am besten ein passendes deutsches Wort, wenn sich dadurch nicht die Bedeutung verändert.

Beispiel: Pleonasmus
Das Ziel in den Interviews war es, die subjektive Meinung der Teilnehmenden zu erheben.

Das Ziel der Interviews war es, die Meinung der Teilnehmenden zu erheben.

Achte darauf, keine überflüssigen Wörter zu verwenden, die genau dasselbe bedeuten wie ein anderes Wort. So stellst du sicher, dass deine Informationen klar und prägnant sind.

Beispiel: rhetorische Frage
Das wirtschaftliche Wachstum nahm während der COVID-19-Pandemie ab. Wer hätte das gedacht?

Das wirtschaftliche Wachstum nahm während der COVID-19-Pandemie ab.

Auf rhetorische Fragen solltest du in wissenschaftlichen Vorträgen verzichten, weil sie meist sehr persönlich klingen. Du solltest immer neutral bleiben.

Beispiel: Tautologie
Die Prognose der Autoren kann nie und nimmer stimmen.

Die Prognose der Autoren scheint nicht zu stimmen.

Tautologien gilt es im wissenschaftlichen Bereich zu vermeiden, da sie subjektiv klingen können. Am besten versuchst du, einen neutralen Ausdruck zu finden.

Beachte
In der Schule, z. B. im Deutschunterricht, ist die Nichtverwendung rhetorischer Mittel meist nicht so streng. Es ist aber sinnvoll, sie sparsam einzusetzen.

Wenn du dir beim Gebrauch rhetorischer Mittel unsicher bist, kannst du dich hierzu bei deinem/deiner Lehrer/-in erkundigen.

Rhetorische Mittel: Übung


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Häufig gestellte Fragen

Was sind rhetorische Mittel?

Rhetorische Mittel sind eine Unterkategorie der Stilmittel und werden insbesondere in der gesprochenen Sprache zum Überzeugen verwendet.

Sie sind daher oft in Texten zu finden, die zum mündlichen Vortrag dienen, also z. B. in Kolloquien (wissenschaftlichen Fachgesprächen), Präsentationen, Reden und Referaten.

Welche Wirkung haben rhetorische Mittel?

Rhetorische Mittel bewirken, dass Aussagen ansprechender und aussagekräftiger sind sowie Emotionen ausgelöst werden. Sie werden auch eingesetzt, um die Aufmerksamkeit der Zuhörenden zu gewinnen und diese zum Nachdenken anzuregen.

Die genaue Wirkung unterscheidet sich je nach rhetorischem Mittel.

Was sind Beispiele für rhetorische Mittel?

Beispiele für rhetorische Mittel, die du in mündlichen Vorträgen benutzen kannst, sind:

Woran lassen sich rhetorische Mittel erkennen?

Rhetorische Mittel lassen sich daran erkennen, dass sie vor allem in der mündlichen Sprache eingesetzt werden. Sie dienen im Allgemeinen dazu, die Zuhörenden vom Gesagten zu überzeugen und werden daher bewusst verwendet.

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Özçelik, Y. (2024, 08. März). Rhetorische Mittel – Liste mit Beispielen und Erklärungen. Scribbr. Abgerufen am 18. März 2024, von https://www.scribbr.de/wissenschaftliches-schreiben/rhetorische-mittel/

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Yasemin Özçelik

Yasemin hat einen Hintergrund in Spanischer Romanistik und Interkultureller Wirtschaftskommunikation. Wenn sie nicht gerade lektoriert und Texte schreibt, unterrichtet sie Deutsch auf allen Niveaustufen und unterstützt Lernende bei ihrem Sprachprozess.