Zeitformen in wissenschaftlichen Arbeiten
Der Großteil einer wissenschaftlichen Arbeit wird im Präsens verfasst, bei manchen Ausführungen greift man jedoch auf das Perfekt oder das Präteritum zurück.
In den verschiedenen Teilen einer Abschlussarbeit Abstract, Einleitung, Theorie, Literaturübersicht, Methode, Ergebnisse und Fazit bzw. Ausblick werden teilweise unterschiedliche Zeitformen verwendet.
Abstract oder Zusammenfassung
Präsens: Für allgemeine Fakten und um das Thema der Arbeit zu umreißen, z. B.:
Perfekt: Für vergangene Ereignisse, z. B.:
Einleitung
Präsens: Bei der Beschreibung des Ausgangspunkts der Arbeit, des Forschungsstandes im Gebiet der Arbeit und des Ziels, z. B.:
Perfekt: Um den historischen Hintergrund darzustellen, z. B.:
Theoretischer Teil
Präsens: Bei dem Verweis auf publiziertes Wissen und bei Definitionen, z. B.:
Perfekt oder Präteritum: Bei expliziten Verweisen auf Erfindungen/Schöpfungen anderer, z. B.:
Literaturübersicht
Präsens: Um gegenwärtiges Wissen oder Informationen mit allgemeiner Gültigkeit wiederzugeben, z. B.:
Präteritum: Um zu beschreiben, was eine bestimmte Person tat oder herausfand, z. B.:
Material- oder Methodenteil
Präsens: Bei der Beschreibung des Untersuchungsgebietes (da es ja immer noch besteht) und beim Verweis auf bekannte Methoden und Verfahrensweisen (= publiziertes Wissen), z. B.:
Perfekt oder Präteritum: Bei der Beschreibung der tatsächlich durchgeführten Arbeitsschritte, z. B.:
An der Untersuchung haben insgesamt 50 Personen teilgenommen.
Ergebnisteil
Perfekt oder Präteritum: Bei der Darlegung der Forschungsergebnisse, z. B.:
Die Befragung hat ergeben, dass sich Studierende mehr finanzielle Unterstützung von ihren Eltern wünschen würden.
Fazit oder Diskussion
Präsens: Für die Interpretation der gewonnenen Erkenntnisse, z. B.:
Präteritum oder Perfekt: nur, wenn man sich auf die Ergebnisse bezieht (vgl. Ergebnisteil)
Sonderfall: Historisches Präsens
Sonderfall: Beim Erzählen einer vergangenen Geschichte, kann auf das historische Präsens zurückgegriffen werden. Dadurch wird eine Unmittelbarkeit erzeugt, die es dem Leser ermöglicht, sich besser in die Geschichte hineinzuversetzen, z. B.:
4 Kommentare
Ruth
5. Juni 2020 um 19:13Hallo,
ich habe eine Frage bezüglich der Zeitform. Ich schreibe den theoretischen Teil der Masterarbeit über Reformpädagogik. Die Geschichte der Reformpädagogik liegt in der Vergangenheit, aber die Auswirkungen sind noch gültig. Kann ich auch im Präsens schreiben oder doch besser im Präteritum?
Z.b. Rousseau kritisiert ....
Oder die Jugendbewegung, die sich um 1900 entwickelte, trug?/oder trägt? dazu bei, dass ....
Habe es jetzt nämlich nicht mehr einheitlich.
Liebe Grüße und vielen Dank für die Antwort.
Ruth
Mandy Theel (Scribbr-Team)
8. Juni 2020 um 12:59Hallo Ruth,
vielen Dank für deine Frage. Wenn die Jugendbewegung bis heute noch zu etwas beiträgt, dann wäre es das Präsens. Das Präteritum solltest du für "entwickelte" verwenden, da die Entwicklung der Jugendbewegung ja schon abgeschlossen ist.
Xiao
9. April 2020 um 06:11Hallo Desiree,
danke für Deine aufschlussreiche Hinweise und Vorschläge!
Bei der Inhaltbeschreibung eines literarischen Werks bin ich mir der Zeitform immer ein wenig unsicher. Sollte in den meisten Fällen die Präsens-Form verwendet werden und je nach der chronologischen Handlungsentfaltung Präteritum, Perfekt sogar Präteritum?
LG
Xiao
Mandy Theel (Scribbr-Team)
9. April 2020 um 15:40Hallo Xiao,
vielen Dank für deine Frage. Ich kann gut verstehen, dass hier hin und wieder Unsicherheiten auftreten können.
Der Inhalt eines literarischen Werkes wird immer im Präsens wiedergegeben. Gut verständliche und präzise Sätze in der Gegenwartsform erleichtern den Lesenden den Zugang zu der Handlung, die du beschreibst. Zudem solltest du auf direkte Zitate verzichten und Aussagen der Figuren nach Möglichkeit in indirekter Rede wiedergeben.