Die 3 Gütekriterien für deine qualitative Forschung
Durch die Einhaltung von Gütekriterien gewährleistest du die Qualität deiner Forschung und kannst sichergehen, dass deine Ergebnisse verwertbar sind.
Für die qualitative Forschung gibt es keine standardisierten Gütekriterien. Es erscheinen jedoch 3 Gütekriterien sinnvoll: Transparenz, Intersubjektivität und Reichweite.
Du zeigst den Lesenden deiner Abschlussarbeit, dass sie auf deine Ergebnisse vertrauen können, wenn du die Gütekriterien der qualitativen Forschung einhältst.
Intersubjektivität: Eine Forschung ist intersubjektiv, wenn du die von dir subjektiv gewonnenen Daten diskutierst und reflektierst.
Reichweite: Die Reichweite deiner qualitativen Forschung ist gegeben, wenn bei Wiederholung eines ähnlichen Verfahrens ähnliche Ergebnisse erzielt werden können.
Quantitative vs. qualitative Gütekriterien
Anders als in der quantitativen Forschung, gibt es für die qualitative Forschung noch keine standardisierten Gütekriterien.
Dies liegt vor allem daran, dass mithilfe der qualitativen Forschung neue wissenschaftliche Thesen aufgestellt werden, anstatt wie in der quantitativen Forschung bestehende Thesen zu überprüfen.
Qualitative Forschung gilt daher als subjektiver, weshalb die klassischen Gütekriterien der quantitativen Forschung hier oft als nicht anwendbar eingestuft werden.
Bei qualitativen Forschungsmethoden, wie einem Experteninterview oder einer Gruppendiskussion, ist die forschende Person selbst anwesend. Die Ergebnisse qualitativer Forschung sind somit stärker vom Forschenden beeinflussbar als z. B. bei der quantitativen Methode einer Umfrage.
Gütekriterien qualitativer Forschung
Bei den Gütekriterien qualitativer Forschung zeigen sich Ähnlichkeiten zu den quantitativen Gütekriterien Validität, Reliabilität und Objektivität.
Aufgrund der höheren Subjektivität sollten jedoch 3 Gütekriterien für die qualitative Forschung unterschieden werden: Transparenz, Intersubjektivität und Reichweite.
Mit Anwendung dieser 3 Gütekriterien stellst du sicher, dass du dich und deine Forschung angemessen reflektierst und sie nicht zu stark subjektiv von dir beeinflusst wird.
1. Transparenz Definition
Der gesamte Prozess einer qualitativen Forschung muss auf transparente Weise dokumentiert werden. Dazu erläuterst du dein Vorgehen Schritt für Schritt, sodass Außenstehende dieses nachvollziehen können.
Beim Gütekriterium der Transparenz ist eine Überschneidung mit dem quantitativen Gütekriterium Validität zu erkennen. Denn indem du dein Vorgehen genau dokumentierst, wird sichtbar, ob deine Forschung wirklich die Dinge misst, die du messen willst.
Du stellst die Forschungsfrage vor, die du mithilfe des Interviews beantworten möchtest. Außerdem lieferst du auch eine Begründung der ausgewählten Forschungsmethode sowie zur Auswahl der Teilnehmenden.
2. Intersubjektivität Definition
Deine subjektiv gewonnenen Ergebnisse müssen auch für Außenstehende plausibel gemacht werden, damit deine Forschung intersubjektiv ist.
Du stellst deine Meinung nicht als die einzig richtige dar und bietest Außenstehenden verschiedene Interpretationsmöglichkeiten an. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass du sowohl deine eigene Rolle als forschende Person als auch deine Ergebnisse angemessen reflektierst.
Bei der Intersubjektivität sind Anknüpfungspunkte zum quantitativen Gütekriterium der Objektivität zu erkennen, denn du stellst sicher, dass sich deine Leserschaft ihre eigene Meinung bilden kann.
Du selbst würdest die folgende Aussage des Experten als eher negative Entwicklung interpretieren: „Es ist in den letzten Jahren eine deutliche Schwankung der sprachlichen Qualität in Abschlussarbeiten zu erkennen.“
Statt die kritische Position als einzig richtige anzunehmen, stellst du den Satz innerhalb der Arbeit zur Diskussion. Denn es könnte ja auch sein, dass er eine neutrale Schwankung der Qualität von Abschlussarbeiten ausdrücken möchte.
3. Reichweite Definition
Bei einer qualitativen Studie befragst du deutlich weniger Teilnehmende als mittels einer quantitativen Forschungsmethode. Daher ist es notwendig, offenzulegen, welche Verallgemeinerungen aus deinen Ergebnissen getroffen werden können.
Die Reichweite zeigt Ähnlichkeiten zum quantitativen Gütekriterium der Reliabilität, bei der es darum geht, ob eine Forschung sich reproduzieren lässt.
Außerdem solltest du dir die folgende Frage stellen: Würde das Interview, wenn es von einer anderen Person angeleitet werden würde, ebenfalls zu ähnlichen Ergebnissen führen?
Häufig gestellte Fragen
- Welche Gütekriterien gelten für die qualitative Forschung?
-
Für die qualitative Forschung gibt es aufgrund größerer Subjektivität der Forschung keine standardisierten Gütekriterien.
Dennoch erscheinen 3 Gütekriterien im Bereich qualitativer Forschung als zentral:
- Transparenz,
- Intersubjektivität,
- Reichweite.
- Wann ist das Gütekriterium der Transparenz erfüllt?
-
Die Transparenz als Gütekriterium qualitativer Forschung ist erfüllt, wenn du alle wichtigen Methoden ausführlich dokumentierst und für Außenstehende verständlich machst.
- Wann ist die Intersubjektivität einer Forschung gegeben?
-
Intersubjektivität als Gütekriterium deiner qualitativen Forschung ist gegeben, wenn du die von dir während der Auswertung subjektiv gewonnenen Daten auch für Außenstehende verständlich machst.
- Was ist mit Reichweite einer Forschung gemeint?
-
Reichweite als Gütekriterium qualitativer Forschung liegt vor, wenn bei Wiederholung eines ähnlichen Experteninterviews oder einer ähnlichen Gruppendiskussion ähnliche Ergebnisse erzielt werden könnten.
8 Kommentare
Sina
5. Januar 2021 um 11:44Hallo liebes Scribbr-Team,
erst einmal vielen Dank für euren Eintrag und eure tollen Beiträge. Damit habt ihr mir schon oft geholfen.
Ich sitze derzeit an einem Forschungsprojekt und bin mir unschlüssig, was das Thema Gütekriterien angeht.
Muss ich die Gütekriterien neben der Definition auch auf meine Arbeit beziehen oder reicht eine lediglich Benennung/Definition der Gütekriterien.
Vielen Dank im Voraus!
Mandy Theel (Scribbr-Team)
14. Januar 2021 um 13:18Hallo Sina,
vielen Dank für deine Frage. In deiner Arbeit solltest du neben der Definition auch den Bezug zu deiner Forschung deutlich machen. So kann deine Leserschaft nachvollziehen, ob und wie du die Gütekriterien erfüllt. In unserem Artikel zu Gütekriterien findest du dazu Anwendungsbeispiele.
Vanessa
4. November 2020 um 13:43Hallo liebes Scribbr-Team,
ich schreibe momentan meiner Bachelor Thesis und habe ebenfalls Interviews als qualitative Datenerhebung.
Euer Artikel hat mir sehr geholfen. Ich hätte allerdings folgende Frage: Sollte man diese drei "Güterkriterien" in der Thesis zwingend erwähnen?
Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe/Antwort.
Viele Grüße,
Vanessa
Mandy Theel (Scribbr-Team)
4. November 2020 um 15:51Hallo Vanessa,
vielen Dank für deine Frage. Die Erwähnung der Gütekriterien ist kein zwingender Bestandteil deiner Abschlussarbeit, es macht deine Forschung und die Ergebnisse jedoch wissenschaftlich relevanter. Falls du dir unsicher bist, solltest du deine Betreuungsperson nach ihren/seinen Vorgaben befragen.
Katharina
27. April 2020 um 00:48Hallo Lea,
Danke für den tollen Artikel, ich schreibe derzeit meine Masterarbeit und führe Experteninterviews durch, da hat euer Input wirklich weitergeholfen. Könnt Ihr sage, aus welchen wissenschaftlichen Quellen der stammt oder wo ich ihn konkret nochmal nachlesen kann? Ich kann in meinem Methodik Teil leider nicht Scribbr zitieren ;)
Danke Euch!
Mandy Theel (Scribbr-Team)
28. April 2020 um 11:16Hallo Katharina,
vielen Dank für dein Feedback und deine Frage. 🙂
Folgende Literatur kann dir im Bereich qualitative Forschung für deinen Methodik-Teil weiterhelfen:
Steinke, Ines (2010). Gütekriterien qualitativer Forschung. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung. Ein Handbuch (9. Auflage, S. 319–331). Reinbek: Rowohlt.
Flick, Uwe (2010). Gütekriterien qualitativer Forschung. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S. 395–407). Wiesbaden: VS.
Flick, Uwe (2014). Gütekriterien qualitativer Sozialforschung. In Nina Baur & Jörg Blasius (Hrsg.), Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung (S. 411–423). Wiesbaden: Springer VS.
Yilmaz Özyagci
21. Mai 2020 um 01:23Hallo Liebes Scribbr-Team,
erst einmal vielen Dank für diesen Artikel!
Ich schreibe gerade eine wissenschaftliche Arbeit und verzweifle bei der Suche nach Gütekriterien für qualitative Forschungen. Da ich eure Seite in meiner Arbeit nicht zitieren darf, würde es mich interessieren aus welcher Quelle ihr die Gütekriterien qualitativer Forschungen entnehmen konntet.
Diese Info würde mir sehr weiterhelfen. Vielen Dank für eure Hilfe!
Viele Grüße und ein schönes verlängertes Wochenende.
Yilmaz
Mandy Theel (Scribbr-Team)
22. Mai 2020 um 17:17Hallo Yilmaz,
danke für deine Anfrage und dein Feedback.
Unser Artikel basiert u. a. auf folgenden Quellen:
Steinke, Ines (2010). Gütekriterien qualitativer Forschung. In Uwe Flick, Ernst von Kardorff & Ines Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung. Ein Handbuch (9. Auflage, S. 319–331). Reinbek: Rowohlt.
Flick, Uwe (2010). Gütekriterien qualitativer Forschung. In Günter Mey & Katja Mruck (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie (S. 395–407). Wiesbaden: VS.
Flick, Uwe (2014). Gütekriterien qualitativer Sozialforschung. In Nina Baur & Jörg Blasius (Hrsg.), Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung (S. 411–423). Wiesbaden: Springer VS.