Validität, Reliabilität und Objektivität – Die 3 Gütekriterien der empirischen Forschung
Gütekriterien gewährleisten die Qualität deiner Untersuchung und stellen sicher, dass deine Ergebnisse für die Wissenschaft gültig sind.
Wenn du eine eigene empirische Forschung für deine wissenschaftliche Arbeit durchführst, gibt es drei Gütekriterien, auf die du achten musst: Validität, Reliabilität und Objektivität.
Damit zeigst du den Lesenden deiner Abschlussarbeit, dass sie auf deine Ergebnisse vertrauen können. Sind die Gütekriterien deiner Forschung gegeben, kannst du deine Daten guten Gewissens verwerten und verlässliche Erkenntnisse gewinnen.
Die 3 klassischen Gütekriterien
Validität: Eine Messung ist valide, wenn sie tatsächlich das misst, was sie messen soll und somit glaubwürdige Ergebnisse liefert.
Reliabilität: Die Reliabilität bezieht sich darauf, ob deine Forschung bei wiederholter Durchführung zuverlässige Ergebnisse liefert.
Objektivität: Eine Forschung ist objektiv, wenn keine ungewollten Einflüsse durch involvierte Personen entstehen.
Validität Definition
Die Validität bezieht sich auf die Gültigkeit deiner Forschung. Eine Messung ist valide, wenn sie tatsächlich das misst, was sie messen soll und somit glaubwürdige Ergebnisse liefert.
Jede Art von Forschung kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, die deine Ergebnisse ungültig und somit „nicht valide” machen.
Im Klartext bedeutet das, dass du alle Faktoren, die die Validität deiner Forschung gefährden, eliminieren solltest.
Beispiel:
Forschungsfrage: „Auf welchem Niveau befinden sich die Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse von Zweitklässlern in Deutschland?“
Vorgehensweise: Ein Fragebogen mit Fragen zu Rechtschreibung und Grammatik wird im letzten Monat des Schuljahres an Zweitklässler an 5 Schulen in jedem deutschen Bundesland verteilt.
Einflussfaktoren auf die Validität
Die folgenden Faktoren können einen Einfluss auf die Validität deiner Forschung haben:
Für jeden Faktor zeigen wir dir anhand eines Beispiels, wie eine valide und eine nicht valide Forschung aussehen könnten.
Auswahl des Untersuchungsgegenstands
Bestimmte Neigungen oder Voreingenommenheiten, die zu der Auswahl von Untersuchungsgegenständen führen, können sich als nicht repräsentativ herausstellen.
Beispiel:
Valide: 5 Schulen aus jedem Bundesland werden ausgewählt, um repräsentativ auf Deutschland schließen zu können.
Nicht valide: 3 Schulen aus Bayern werden untersucht und es werden trotzdem Schlussfolgerungen für ganz Deutschland gezogen.
Verlauf
Bestimmte Ereignisse, die sich im Verlauf des Forschungsprojekts abspielen (z. B. zwischen der ersten und zweiten Phase der Forschung), können erhebliche Wirkung auf die Ergebnisse haben.
Beispiel:
Valide: Der Test wird nur an Zweitklässler im letzten Monat des Schuljahres ausgegeben.
Nicht valide: Der Test wird zu verschiedenen Zeitpunkten über das Schuljahr verteilt durchgeführt und manche Schüler sind schon weiter im Lehrplan als andere.
Datenerhebung
Der Prozess der Datenerhebung selbst kann sich auf den Untersuchungsgegenstand auswirken.
Beispiel:
Valide: Der Fragebogen wird an die Kinder verteilt und wird von ihnen selbst unter Aufsicht eines Lehrers ausgefüllt.
Nicht valide: Der Fragebogen wird von dir gemeinsam mit den Kindern ausgefüllt und die Kinder sind möglicherweise aufgeregt, sodass die Ergebnisse nicht der Wirklichkeit entsprechen.
Verlust
Der mögliche Verlust von Untersuchungsgegenständen im Laufe der Forschung wird besonders bei Längsschnittstudien wichtig.
Beispiel:
Valide: Für die Forschung wurde eine große Stichprobe ausgewählt, sodass das Ergebnis trotz kurzfristiger Teilnahmeabsage einer Schule noch Aussagekraft besitzt.
Nicht valide: Die Teilnehmerauswahl ist im Vorhinein schon so klein, dass der Verlust einer Teilnahme das Ergebnis bereits signifikant verändert.
Mehrdeutigkeit
Es muss einen klaren Zusammenhang zwischen der Ursache und der Wirkung geben, die du misst. Es kann nämlich sein, dass dein Untersuchungsgegenstand in Wirklichkeit gar keinen Einfluss auf dein Ergebnis hat.
Beispiel:
Valide: Der Schulunterricht hat einen direkten Einfluss auf die Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse der Schüler.
Nicht valide: Es gibt keinen nachweisbaren Zusammenhang zwischen den Rechtschreibkenntnissen der Schüler und dem Schulunterricht.
Reliabilität Definition
Die Reliabilität bezieht sich darauf, ob sich deine Forschung reproduzieren lässt.
Wenn deine Forschung zuverlässig (reliabel) sein soll, musst du deine Daten so erheben und analysieren, dass konsistente Ergebnisse erzielt werden.
Deine Forschung muss die folgenden Bedingungen erfüllen, um als zuverlässig zu gelten:
- Wenn du die Messung unter gleichen Rahmenbedingungen wiederholst, werden die gleichen Ergebnisse produziert.
- Andere Forscher, die dieselben Methoden und Abläufe verwenden, kommen auf ähnliche Ergebnisse.
- Wer deine Forschung interpretiert, kann deutlich sehen, wie du von deiner Datenerhebung zu deinen Schlussfolgerungen gelangt bist.
Einflussfaktoren auf die Reliabilität
Genau wie bei der Validität gibt es einige Faktoren, die die Reliabilität deiner Forschung beeinflussen können:
Situation (Ort und Zeitpunkt)
Messungen, die zu verschiedenen Zeiten durchgeführt werden, produzieren unterschiedliche Ergebnisse.
Beispiel:
Reliabel: Die Messung wird immer mit Zweitklässlern und immer im letzten Monat des Schuljahres durchgeführt, damit alle befragten Schüler auf dem gleichen Ausbildungsstand sind.
Soziale Erwünschtheit
Versuchspersonen könnten nicht wahrheitsgemäß antworten, da sie glauben, dass die Wahrheit sie z. B. in ein schlechtes Licht rücken würde.
Beispiel:
Reliabel: In dem Fragebogen wird lediglich Wissen abgefragt und es werden keine Meinungen, Einstellungen oder Bewertungen gemessen.
Fragestellung
Andere Forscher können die gleiche Frage auf verschiedene Art und Weise stellen und somit die Ergebnisse beeinflussen. Deine Frage sollte also eindeutig formuliert sein, um exakt die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
Beispiel:
Reliabel: Die Fragebogen sind standardisiert und jedes Kind erhält genau die gleichen Fragen.
Interpretation
Andere Forscher können die gleichen Daten anders interpretieren und somit die Erkenntnisse und Schlussfolgerungen beeinflussen. Deine Auswertungsmethode muss also eindeutig sein.
Beispiel:
Reliabel: Die Auswertung des Fragebogens wurde soweit standardisiert, dass bei Wiederholungen ähnliche Ergebnisse produziert werden.
Es ist also wichtig, dass die Forschung in deiner Bachelorarbeit sowohl valide als auch reliabel ist. Um das zu gewährleisten, solltest du die verschiedenen Faktoren beachten und im Kopf behalten, wie sie deine Forschung beeinflussen können.
Nur so kannst du nämlich garantieren, dass deine Ergebnisse verlässlich sind und du die erhobenen Daten verwerten kannst.
Objektivität Definition
Von Objektivität einer empirischen Forschung spricht man, wenn der oder die Forschende selbst keinen Einfluss auf den Forschungsprozess hat.
Sowohl Durchführung und Auswertung als auch Interpretation deiner Untersuchung müssen objektiv sein. Objektivität wird oft mit der Fairness einer Untersuchung gleichgesetzt.
Einflussfaktoren auf die Objektivität
Es gibt drei Faktoren, die die Objektivität deiner Forschung beeinflussen können:
Forschungsumgebung
Es ist wichtig, dass alle Versuchspersonen die Messung in einem ähnlichen Umfeld durchführen, damit faire Bedingungen für alle gelten.
Beispiel:
Objektiv: Alle Zweitklässler müssen den Fragebogen in einem separaten Prüfungsraum ausfüllen.
Nicht objektiv: An manchen Schulen darf die Lehrperson mit im Zimmer bleiben und den Schülern Tipps geben.
Äußeres Erscheinungsbild
Wer die Forschung durchführt, kann einen erheblichen Einfluss auf die Antworten der Versuchspersonen haben.
Beispiel:
Objektiv: Den Zweitklässlern wird der Grund für die Forschung von einer neutralen, außenstehenden Person erklärt.
Nicht objektiv: Die Direktorin der Schule erklärt den Schülern die Wichtigkeit dieses Fragebogens und schüchtert dabei viele Zweitklässler ein.
Individuelle Einstellungen
Stelle sicher, dass die Person, die die Auswertung durchführt, in keiner Verbindung zu den Teilnehmenden steht und keine individuellen Meinungen oder Sympathien in die Auswertung einfließen lässt.
Beispiel:
Objektiv: Die Fragebogen der Zweitklässler werden von einer außenstehenden Person standardisiert ausgewertet.
Nicht objektiv: Die Fragebogen der Zweitklässler werden von ihrem Lehrer ausgewertet, der möglicherweise Sympathie mit schlechteren Schülern zeigt und diese besser bewertet.
1 Kommentar
Franziska Pfeiffer (Scribbr-Team)
12. Juli 2018 um 16:51Danke fürs Lesen! Ich hoffe dieser Artikel hat dir weitergeholfen. Hast du noch eine Frage? Hinterlasse einen Kommentar und ich werde mich so schnell wie möglich bei dir zurückmelden.